Beteiligung wirkt positiv

Einige sehr schematisch denkende Ökonomen glauben: Je mehr Rechte die Beschäftigten haben, desto niedriger ist die wirtschaftliche Effizienz eines Unternehmens. Doch die Realität sieht anders aus. Ein internationaler Vergleich zeigt: In Ländern mit stärker ausgeprägter Arbeitnehmerbeteiligung ist die Arbeitsproduktivität höher.

Quelle: ETUI 2019

LSG: Spaziergänge während der Pause nicht unfallversichert

Ein Angestellter verletzt sich beim Spaziergang in der Mittagspause. Er macht das Unfallgeschehen als Arbeitsunfall geltend.

Der Kläger arbeitete als Fondsmanager bei einer Investmentgesellschaft. Seine Arbeitszeiten konnte er weitgehend frei bestimmen. Als er in der Mittagspause das Firmengebäude für einen Spaziergang verließ, stolperte er über eine Steinplatte und verletzte sich an Handgelenken und Knie.

Das Hessische Landessozialgericht (LSG) befand, der Spaziergang des Versicherten sei zum Unfallzeitpunkt eine eigenwirtschaftliche Verrichtung gewesen, die nicht gesetzlich unfallversichert sei. Spaziergänge während der Pausenzeiten seien keine Haupt- oder Nebenpflicht aus dem Beschäftigungsverhältnis eines Versicherten. Im Übrigen bestehe auch keine arbeitsrechtliche Verpflichtung zu gesundheitsfördernden der Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit dienenden Handlungen.

Auch eine besondere betriebliche Belastungen, die einen Versicherungsschutz während eines “Pausen-Spaziergangs” begründen könnte, war nicht zu erkennen. Das Gericht wies die Klage daher ab.

Hessisches LSG vom 14. Juni 2019 – L 9 U 208/17

Geschichte der Ge­werk­schaf­ten und des DGB

Der DGB

Der Deutsche Gewerkschaftsbund ist die größte Dachorganisation von Einzelgewerkschaften in Deutschland. Ihm gehören acht Mitgliedsgewerkschaften mit rund sechs Millionen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern in der Bundesrepublik Deutschland an. Diese decken alle Branchen und Wirtschaftsbereiche ab. Wikipedia

100 Jahre Sozialpartnerschaft

Die Sozialpartnerschaft von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden in Deutschland gilt im internationalen Vergleich als Erfolgsmodell. In diesem Jahr feiert die Sozialpartnerschaft ihr 100. Jubiläum – denn vor 100 Jahren wurden das so genannte Stinnes-Legien-Abkommen geschlossen. mehr…

Transformation: Qualifizierung in den Betrieben

Für eine beschäftigungssichernde Transformation ist Qualifizierung auf sich verändernde oder neue Tätigkeiten von zentraler Bedeutung. Aber nur die Hälfte der Betriebe hat eine Qualifizierungsbedarfsermittlung erfolgt nur in 45% der Betriebe systematisch – zeigt der Transformationsatlas der IG Metall.

Quelle: Transformationsatlas, IG Metall Juni 2019

Jörg Hofmann: „Die Politik muss den Ton angeben, nicht der Markt“

Sozial, ökologisch, demokratisch – so umreißt der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann den künftigen Kurs der IG Metall. Wir fassen seine Grundsatzrede auf dem Gewerkschaftstag zusammen.

Der Markt wird es nicht richten ― diese Botschaft hat Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, auf dem Gewerkschaftstag in Nürnberg formuliert.

„Wir wollen, dass in Deutschland und in Europa das Politische den Ton angibt und nicht der Markt“, sagte er in seinem Zukunftsreferat. „Die Gewerkschaft versteht sich als Gegenmacht gegen das blinde Wirken der Marktgesetze.“

Im Blick hat Hofmann dabei die tiefgreifenden Umbrüche, vor denen Industrie und Gesellschaft stehen ― die Transformation in eine digitale und CO2-freie Wirtschaft.

Diese Transformation schildert Hofmann als ebenso unumgänglich wie beispiellos: „Der Umstieg für eine große Branche wie etwa die Autoindustrie, die in zehn Jahren die Hälfte ihrer Pkw mit einem Elektro- oder Hybridmotor ausstatten muss, ist ohne Vorbild.“

Um die Klimaziele ohne Strukturbrüche zu erreichen, fordert Hofmann politischen Flankenschutz: „Der Sozialstaat muss neue Verantwortung übernehmen, zum Beispiel für Bildung und Qualifizierung. In der Transformation brauchen die Beschäftigten belastbare Brücken in die Arbeitswelt von morgen.“

Die IG Metall hat dazu die Idee eines Transformationskurzarbeitergelds entwickelt. Das Bundesarbeitsministerium hat diesen Vorschlag aufgegriffen.

Beschäftigte im Fokus

Die IG Metall will die Transformation gestalten ― immer mit Fokus auf die Interessen der Beschäftigten. Ob sie diese Rolle ausfüllen kann, hängt davon ab, wie stark sie in den Betrieben verankert ist. Hofmann dazu: „Im Betrieb entscheidet sich, ob die IG Metall mächtig ist. Nicht nur in betrieblichen Fragen, auch bei der Durchsetzungskraft in Tarifrunden oder bei der Mobilisierungsfähigkeit für gesellschaftspolitische Themen.“

Um den Einfluss von Finanzinvestoren auf die Unternehmen einzudämmen, fordert Hofmann mehr Mitbestimmung. Konkret: eine Weiterentwicklung des Mitbestimmungsgesetzes zu „einer wirklichen Mitbestimmung, die nicht ihre Grenze bei der Zweitstimme des Aufsichtsratsvorsitzenden findet“. Hofmann kündigte eine Kampagne der IG Metall zur Stärkung der Unternehmensmitbestimmung an.

Als Beispiel für den Wert der Mitbestimmung nannte der IG Metall-Vorsitzende ThyssenKrupp. „Ohne die Montanmitbestimmung wäre ThyssenKrupp heute ein Opfer der Finanzinvestoren und morgen bis auf die Knochen ausgeschlachtet.“

Die Thesen von Hofmanns Zukunftsreferates münden in das Manifest „Miteinander für morgen. Die IG Metall in einer neuen Zeit.“ Dieses Manifest wurde am Mittwoch auf dem Gewerkschafstag als Resolution verabschiedet. Mehr…

 

Gut aufgestellt in die Zukunft

Die IG Metall geht gut gerüstet in die nächsten Jahre. Vom 24. Ordentlichen Gewerkschaftstag geht das Signal aus: Die IG Metall stellt sich den Fragen der Zeit und ist entschlossen, die Arbeitswelt von morgen zu gestalten.

Die IG Metall bleibt als gesellschaftliche Kraft mit klarem Kompass gefordert, so das Fazit der Zweiten Vorsitzenden, Christiane Benner. „Ob in den Betrieben oder in der Politik: Die Arbeit wird uns ganz sicher nicht ausgehen“, sagte sie zum Abschluss des siebentägigen Kongresses in Nürnberg. „Wir liegen mit unserem Thema, der großen Transformation von Arbeit, Gesellschaft und Umwelt, genau richtig.“

Sozial, ökologisch, demokratisch

Die knapp 500 Delegierten hatten sich selbst ein ehrgeiziges Programm auferlegt: Rund 800 Anträge wollten beraten, teils leidenschaftlich diskutiert und entschieden werden. Die Bandbreite der Themen reichte von Kinderbetreuung bis Streikrecht, von Dualem Studium bis prekärer Beschäftigung. mehr…