Düsseldorf, 13. Oktober 2016
Im Interview Herr Prof. Dr. Schaaff, Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor der Vallourec Deutschland GmbH.
Am 11. April 2016 setzen sich im Rahmen der IG Metall Kampagne „Stahl ist Zukunft“ bundesweit bereits 45.000 Beschäftigte für den Erhalt der deutschen Stahlindustrie ein.
Die Kampagne erreicht am 9. November 2016 mit einem europäischen Aktionstag in Brüssel einen neuen Höhepunkt. Der 9. November steht unter dem Motto „Unser Herz aus Stahl muss weiter schlagen“.
Herr Prof. Dr. Schaaff, droht das Herz der deutschen Stahlbranche stehen zu bleiben?
Wenn ja, warum?
Meine Antwort ist nein. Die deutschen Stahlunternehmen sind technisch gut positioniert und hinreichend spezialisiert. Für den Fall, dass die politischen Rahmenbedingungen verändert werden und die Wettbewerbsverzerrungen aufhören, kann man davon ausgehen, dass die Stahlindustrie auch mittelfristig wieder ökonomisch erfolgreich sein wird.
Welche Auswirkungen haben die derzeitigen politischen und ökonomischen Bedingungen auf unseren Standort?
Bei Vallourec Deutschland sind wir mit den besonderen Problemen des Stahlrohrmarktes konfrontiert. Hier sind besonders die weltweiten Überkapazitäten, der daraus resultierende Preis- und Ergebnisdruck sowie – vor allem für die auf die Öl- und Gasindustrie fokussierte Vallourec-Gruppe – der sehr niedrige Ölpreis zu nennen. Wir passen uns diesen auch mittelfristig wirksamen schwierigen Verhältnissen zeitnah an: Wir reduzieren unsere Produktionskapazitäten in Europa signifikant, wir senken unsere Kosten, verbessern unsere Flexibilität, erhöhen unsere Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. In diesem Zusammenhang bauen wir auch Personal ab. Dies konnten wir aber im Einvernehmen mit unseren Betriebsräten hauptsächlich mit Altersregelungen realisieren. Gemeinsames Ziel ist dabei, die vier Werke in Deutschland mittel- und langfristig wettbewerbsfähig zu erhalten.
Wie stehen Sie zur Aktion „Stahl ist Zukunft“ der IG Metall?
Ich finde diese Aktionen persönlich sehr gut. Besonders hilfreich ist es zudem, dass nicht nur die IG Metall, sondern auch die Wirtschaftsvereinigung Stahl und die Unternehmen selbst mitmachen. Auch wenn inzwischen die Mitarbeiterzahl in den deutschen Stahlunternehmen recht stark gesunken ist, können wir damit sehr deutlich machen, welchen zentralen Stellenwert dieser Industriebereich für die Gesamtwirtschaft immer noch hat.
Sollten sich also möglichst viele Beschäftigte der VAD an der Demonstration in Brüssel beteiligen? Sind Sie selber auch dabei?
Ja, natürlich. Eine Demonstration ist umso wirkungsvoller je größer sie ist. Ich werde – wie zuletzt in Duisburg – selbstverständlich auch mit dabei sein.
Sie begrüßen es also, wenn die Beschäftigten unseres Standortes nach Brüssel fahren?
Ja, aus Rath, Reisholz und Mülheim sollten viele Teilnehmer dabei sein.